1968 mit nur einem Lehrstuhl gegründet, hat es sich zu einer international renommierten Forschungseinrichtung entwickelt. Heute arbeiten sechs ordentliche Professoren, sieben Assistenzprofessoren sowie über 20 Doktorierende und wissenschaftliche Mitarbeitende an aktuellen Forschungsprojekten auf internationalem Top-Niveau. Darüber hinaus leitet das Institut im Rahmen der School of Finance der Universität St.Gallen zwei renommierte Studiengänge, darunter mit dem Master in Banking and Finance das am besten gerankte Finance-Programm im deutschsprachigen Raum. In seiner 50-jährigen Geschichte hat das Institut manchen Wandel durchlaufen. Einem ist es aber immer treu geblieben: der Nähe zum Finanzplatz Schweiz und der engen Verbindung zwischen Theorie und Praxis.
Gründung und Anfangsjahre als «Institut für Bankwirtschaft»
Ende 1968 nahm das neugegründete «Institut für Bankwirtschaft» (IBW) unter Leitung des einzigen Direktors, Prof. Dr. Franz Ritzmann, seine Arbeit auf. Das Ziel des Instituts war es, wirtschaftliche und rechtliche Probleme des Bankwesens wissenschaftlich zu bearbeiten, die Ausbildung auf dem Gebiet des Bankwesens an der HSG zu fördern und die höheren und mittleren Kader der Schweizer Banken weiterzubilden. Nachdem Franz Ritzmann 1969 einen Ruf an die Universität Zürich erhielt, übernahm Prof. Dr. Leo Schuster 1971 die Führung des Instituts. Leo Schuster prägte die bankwirtschaftlichen Aktivitäten an der HSG über fast zwei Jahrzehnte und entwickelte das Institut zwischen 1971 und 1990 zu einer bekannten Marke mit einem Team von zehn wissenschaftlichen Mitarbeitenden. Im Fokus der Institutstätigkeit lagen in dieser Zeit Projekte in enger Kooperation mit den Schweizer Banken. So erstellte das IBW beispielsweise zwischen 1972 und 1978 bankbetriebliche Lehrmittel für die Kaderausbildung, die sich bald schweizweit als Standard etablierten.
Die 90er Jahre: Breitere fachliche Aufstellung unter neuem Namen
Im März 1990 verliess Prof. Schuster die HSG, um einem Ruf an die Katholische Universität Eichstätt zu folgen. Der personelle Umbruch war Anlass für eine umfassende Neustrukturierung des Instituts. Neben der Bankwirtschaft sollte sich das Institut fortan auch Fragen der Unternehmensfinanzierung und der Finanzmarkttheorie widmen. Die Neuausrichtung des Instituts wurde durch die Umbenennung in das «Schweizerische Institut für Banken und Finanzen» (s/bf) nach aussen sichtbar.
Fortan bildeten Prof. Dr. Heinz Zimmermann (Finanzmarkttheorie), Prof. Dr. Dr. h.c. Klaus Spremann (Unternehmensfinanzierung) und ab 1992 Prof. Dr. Bruno Gehrig (Bankwirtschaft) eine Dreifachspitze im Direktorium. Zur Förderung der Institutstätigkeit konstituierte sich 1992 die Fördervereinigung, welche die Institutsaktivitäten bis heute substantiell unterstützt.
Inhaltlich rückten in den Folgejahren vermehrt angewandte wissenschaftliche Fragestellungen in den Vordergrund. Ziel des s/bf ist es seither, international kompetitive Forschung zu betreiben. Hierfür wurden 1990 zwei wesentliche Infrastrukturinvestitionen getätigt: Das s/bf schuf eine bis dato schweizweit einmalige elektronische Fachzeitschriftenbibliothek und leistete erhebliche Investitionen in die PC-Infrastruktur, dies für den Aufbau eines für die empirische Forschung optimalen neuen PC-Netzwerks.
Mit der Übernahme der Herausgeberschaft der Fachzeitschrift «Finanzmarkt und Portfolio Management» durch Prof. Dr. Heinz Zimmermann führte das s/bf ab 1992 eine wissenschaftliche Zeitschrift, welche sich einer breiten Leserschaft erfreut. Die Herausgeberschaft wurde ab 2004 durch Prof. Dr. Manuel Ammann und ab 2012 durch Prof. Dr. Markus Schmid fortgesetzt.
Neben dem universitätsinternen Lehrbetrieb bot das s/bf vermehrt Weiterbildungsveranstaltungen an. Mit der Vortragsreihe «Fit for Finance» wurde 1995 eine sehr erfolgreiche Seminarreihe begründet, welche bis heute zweimal jährlich in Zürich für Finanzpraktiker durchgeführt wird.
1996 wurde Professor Gehrig vom Bundesrat in das Direktorium der Schweizerischen Nationalbank gewählt. Seine Nachfolge trat Prof. Dr. Beat Bernet an. Im gleichen Jahr fand mit der Berufung von Prof. Dr. Andreas Grünbichler eine Erweiterung der Institutsleitung auf vier Direktoren statt.
Das s/bf im 21. Jahrhundert – Mit dem internationalen Masterstudiengang MBF-HSG
Personell veränderte sich das s/bf durch die Berufung von Prof. Dr. Zimmermann an die Universität Basel im Jahr 2001 und den Weggang von Prof. Dr. Grünbichler, dessen Lehrstuhl von 2004 und 2008 von Prof. Dr. Fabio Trojani übernommen wurde. Der Lehrstuhl von Professor Zimmermann wurde zunächst für ein Jahr von Prof. Dr. Joachim Grammig besetzt. 2002 erfolgte die Berufung von Prof. Dr. Manuel Ammann auf den Lehrstuhl für Finance. Bereits im nächsten Jahr berief die HSG mit Prof. Dr. Paul Söderlind einen zweiten Finance-Professor ins Direktorium des Instituts.
Die nachfolgenden Jahre waren am s/bf von einem tiefgreifenden Strukturwechsel im Lehrangebot geprägt. Mit der 2001 beschlossenen Umstellung der Studiengänge auf das internationale Bachelor-Master-System sollte das Lehrangebot in Banking und Finance weiterwachsen. Mit dem Masterstudiengang in Banking and Finance (MBF-HSG) entstand 2004 ein von Professor Ammann geleitetes Studienprogramm, dass sich bald mit über 150 Studienanfängern pro Jahr zum grössten Masterprogramm der HSG entwickelte. Der MBF-HSG wird im Ranking der Financial Times seit Jahren als eines der weltweit zehn besten Finance-Masterprogramme geführt und als bestes Programm in der Schweiz und im gesamten deutschsprachigen Raum ausgezeichnet. Das Programm zieht die besten Studierenden aus über 30 Ländern an und seine Absolventen besetzen verantwortungsvolle Positionen bei Banken, Beratungs- und Industrieunternehmen oder machen sich als Start-up Unternehmer selbständig.
Das s/bf heute: Internationales Spitzenniveau in Forschung und Lehre
Seine heutige Führungsstruktur und fachliche Ausrichtung erhielt das s/bf in den Jahren 2010 bis 2012 bei der Gründung der School of Finance der Universität St.Gallen. Um den wachsenden Studierendenzahlen und dem verschärften internationalen Wettbewerb gerecht zu werden, bündelte die HSG 2011 die finanzwissenschaftlichen Lehrtätigkeiten in dieser eigenständigen finanzwissenschaftlichen Abteilung.
Nach dem Ausscheiden von Professor Bernet im Jahr 2010 wurde der Lehrstuhl für Bankwirtschaft zunächst interimsmässig von Assistenzprofessorin Prof. Dr. Simone Westerfeld und schliesslich seit 2011 vom heutigen Lehrstuhlinhaber Prof. Dr. Martin Brown geleitet. Nach 22-jähriger Institutstätigkeit wurde 2012 Professor Spremann emeritiert. Mit Prof. Dr. Markus Schmid konnte das s/bf einen Nachfolger gewinnen, der bereits zwischen 2006 und 2010 als Habilitand am Institut beschäftigt war. Zudem wurde das Institut mit zwei neu geschaffenen ordentlichen Professuren erweitert: Prof. Dr. Angelo Ranaldo übernahm einen Lehrstuhl für Finance and Systemic Risk und Prof. Dr. Roland Füss einen Lehrstuhl für Real Estate Finance. Die internationale Ausrichtung des Instituts zeigt sich unter anderem in der engen Verbindung zum St.Galler Institut für Management in Singapur, einer ständigen Vertretung der HSG, welche nach langjährigen Beziehungen zu lokalen Universitäten im Jahr 2012 von Prof. Dr. Klaus Spremann eröffnet und seit 2013 von Assistenzprofessor Prof. Dr. Stefan Morkötter geleitet wird.
Das Schweizerische Institut für Banken und Finanzen ist in seiner 50-jährigen Geschichte zu einer festen Grösse im internationalen Forschungsbetrieb gewachsen. Sechs ordentliche Professoren und sieben Assistenzprofessoren forschen an den beiden Lehrstühlen für Finance sowie den Lehrstühlen für Bankwirtschaft, Real Estate Finance, Finance and Systemic Risk und Unternehmensfinanzierung an aktuellen Fragestellungen im Bereich der Finanzwirtschaft. Ihre Forschungsarbeiten werden regelmässig an den renommiertesten Kongressen präsentiert und in führenden internationalen Zeitschriften (Journal of Finance, Review of Financial Studies, Journal of Financial Economics, Management Science) veröffentlicht.
Heute verantworten die Professoren des s/bf zwei erfolgreiche Studiengänge der School of Finance. Als Ergänzung des Master in Banking and Finance (MBF-HSG) wird ein eigenes Doktoratsprogramm, das Ph.D. in Finance (PiF-HSG) unter der Leitung von Professor Martin Brown angeboten. Bereits 2007 hatte das s/bf mit dem Finance-Schwerpunkt im Ph.D. in Management ein strukturiertes Doktoratsprogramm angelsächsischer Prägung geschaffen. Dieses wurde ab 2013 durch ein eigenes Programm der School of Finance ersetzt und weiterentwickelt. Mit einem breiten Kursangebot und einer in Promotionsphasen gegliederten Struktur wird das Programm den gewachsenen Anforderungen an eine moderne wissenschaftliche Ausbildung gerecht. Der PiF-HSG verzeichnet schon nach fünf Jahren die ersten erfolgreichen Platzierungen von Absolventen und Absolventinnen im internationalen akademischen Markt.
Nebst der international erfolgreichen Forschung und der Leitung von zwei renommierten Studienprogrammen pflegt das Institut einen intensiven Austausch mit der Praxis. Ob durch ihre Tätigkeit in Verwaltungsräten, öffentliche Vorträge, Weiterbildungs- und Seminarveranstaltungen für Finanz oder ihre Expertise in den Medien agiert das s/bf heute wie vor 50 Jahren mitten im finanzwirtschaftlichen Zeitgeschehen.